Die Freundschaft mit Gott leben

Die Beziehung zwischen den Eltern braucht die regelmäßige und vertraute Begegnung im Gespräch. Nicht immer müssen es viele Worte sein – oft genügt die liebevolle und verständnisvolle Präsenz des anderen. Wichtig sind Nähe, Offenheit des Herzens, geschenkte Zeit und die Zeichen der Liebe.
Ähnliches kann über die Beziehung mit Gott gesagt werden. Beten bedeutet nicht, eine fromme Maske aufzusetzen, sondern mit Gott, der den Menschen grenzenlos liebt, in einer Beziehung der Liebe und Freundschaft zu leben.

Beten bedeutet, eine Sehnsucht nach Gott zu spüren und mit Gott zu sein.

Das Gebet ist letztlich etwas sehr Einfaches. Es besteht darin, Gott, der im Herzen des Menschen wohnt und zu ihm spricht, zuzuhören. Die hl. Theresa von Avila drückt es so aus: „Das Gebet ist wie das Gespräch mit einem guten Freund, mit dem man gerne und oft zusammen ist.“

Mit dem Partner beten

Das gemeinsame Gebet von Mann und Frau ist eine große Kraftquelle. Für viele Paare ist es aber auch herausfordernd, sich auf diesen gemeinsamen Weg einzulassen. Religiöse Erfahrungen sind etwas sehr Persönliches. Den Partner daran teilhaben zu lassen, ist ein Zeichen tiefer Vertrautheit. Zudem bringen beide oft unterschiedliche Prägungen aus ihren Herkunftsfamilien mit.

Es ist wichtig, offen und ehrlich über das Leben mit Gott zu sprechen und den, der sich schwerer tut, nicht zu überfordern.

Der gemeinsame vertraute Umgang mit Gott kann aber eingeübt werden und schrittweise wachsen. Dieser Weg lohnt sich, denn je mehr jeder von beiden mit Gott verbunden ist, desto tiefer findet er auch zum Herzen des Partners. Im Gebet wird die tiefste Quelle der gemeinsamen Liebe berührt. Es ist wunderschön, die ganz große Sehnsucht mit dem Partner zu teilen.

Den Glauben mit den Kindern leben

Die betende Familie ist eine Gemeinschaft im Gespräch mit Gott. Kleine Kinder haben ein natürliches religiöses Empfinden. Für sie ist es zumeist wie selbstverständlich, dass Gott existiert. Es ist für Kinder eine tiefe Erfahrung, wenn sich ihre Eltern einem Größeren anvertrauen.
Wenn Kinder Geborgenheit, Sicherheit und Zuwendung erfahren, dann ist der Schritt auf Gott hin nicht groß. Eine wichtige Aufgabe haben hier die Väter, denn das Bild von Gottvater wird vor allem durch die Erfahrungen mit dem eigenen Vater geprägt.

Kinder haben auch ein feines Gespür, ob Glaube und Leben im Einklang sind oder ob das Fassade ist.

Die Glaubenserziehung wird nur schwer fruchten, wenn man nur wegen der Kinder betet oder sie zur heiligen Messe geschickt werden, damit sie etwas Religiöses mitbekommen.
Eltern haben eine priesterliche Aufgabe in ihrer Familie und sind die ersten Katecheten ihrer Kinder. Sie können nicht früh genug mit der religiösen Erziehung beginnen. Der einfach gelebte Glaube prägt sich tief in die Kinderseele ein und wird auch durch spätere Ereignisse nicht ausgelöscht. Nicht lange Erklärungen sind nötig, sondern das praktische Beispiel und ehrliche Zeugnis der Eltern.

Der Hausaltar als Tankstelle

Ein wichtiger Ort im Wohnort der Familie ist die Gebetsecke, der Hausaltar oder der Herrgottswinkel. Es ist der Ort, an dem die Gegenwart Gottes anschaulich wird und sich die Familie immer wieder zur Begegnung mit Gott im Gebet versammelt.
Es soll ein Ort sein, der schön gestaltet ist und zum Verweilen einlädt – eine Tankstelle für die Herausforderungen des Berufes, der Schule und des Familienlebens. Es ist schön, wenn dieser Ort mit einem Kreuz, der Heiligen Schrift, einem Bild der Muttergottes, dem Rosenkranz, Weihwasser und Blumen gestaltet ist.

Die Vielfalt des Gebetes

Es gibt viele Formen des Gebetes – Lob, Dank, Bitte oder das einfache und stille Verweilen vor Gott. Sehr wertvoll sind feste Gebetszeiten und die schrittweise Entwicklung einer persönlichen „Hausliturgie“. Das gemeinsame Gebet kann man mit sehr einfachen Formen (Kreuzzeichen, Text aus der Heiligen Schrift, kurzes persönliches Gebet, Vater unser) beginnen, um zu wachsen.

Morgengebet

Durch das Morgengebet kann man den neuen Tag bewusst mit Gott beginnen, sich für seine Liebe öffnen und die Dinge des Alltags, Termine und Entscheidungen in sein Licht stellen. Auch den Partner kann man in besonderer Weise Gottes Segen anvertrauen.

Abendgebet

Am Abend kann man dem vergangenen Tag nachspüren: Wofür kann ich heute danken? Wo entdecke ich in meinem Alltag die Spuren Gottes und seine liebevolle Fürsorge? Hier kann man auch für Fehlverhalten und Lieblosigkeiten um Vergebung bitten.

Heilige Schrift

Wesentlich ist das Lesen der Heiligen Schrift. Sie soll in keinem Haus fehlen und einen gut sichtbaren Ehrenplatz bekommen. Wir lernen Gott durch sein Wort kennen.

Weitere Gebete

Weitere Formen sind das Tischgebet, der „Engel des Herrn“ oder einfach das spontane Gebet, das die freundschaftliche und unmittelbare Beziehung zu Gott ausdrückt.

Gebetsschatz

Sehr wertvoll ist auch der große Gebetsschatz der Kirche – das Stundengebet, die Psalmen, die Litaneien und Gebete für verschiedene Anlässe. Sie führen tiefer in das Zentrum des Glaubens und in das liturgische Beten der Kirche hinein.

Rosenkranz

Der Rosenkranz ist eine besondere Form des Familiengebetes: An der Hand Mariens schaut man betrachtend auf Jesus und die Ereignisse seines irdischen Lebens. Die Kinder sind einfach dabei – eingehüllt in die Atmosphäre des Gebetes.

Anbetung

Eine besondere Gebetsform ist die Anbetung des Allerheiligsten Altarsakramentes, in der man still und hörend vor Gott verweilt.

Segnen

Es ist es ein schönes Zeichen, wenn Mann und Frau sich und ihre Kinder vor dem Einschlafen, vor dem Außer-Haus-Gehen oder in bestimmten Situationen segnen und so Gottes Schutz und Begleitung sichtbar machen.

Die Feste der Kirche

Der kirchliche Jahreskreis hat eine besondere Bedeutung für das religiöse Leben der Familie. Es ist eine wichtige Frage, wie die kirchlichen Festzeiten gefeiert werden und ein Familienbrauchtum entfaltet wird. So kann man z.B. in der Fastenzeit einen Vorsatz zum Verzicht fassen, den Kreuzweg beten, Palmzweige binden oder eine Osterkerze mit Wachs verzieren. Dann leuchtet das Festgeheimnis von Jahr zu Jahr intensiver auf.

Zeugnis – Dankbar das Gute im Blick

„Das familiäre Gebet gehört für uns zum Tagesablauf genauso dazu wie das Zähneputzen. Besonders wichtig ist uns das Abendgebet: Hier versuchen wir, uns die Ereignisse des Tages zu vergegenwärtigen und die Spuren der liebevollen Fürsorge Gottes zu entdecken. Wir nützen dazu den Rosenkranz. Zunächst beten wir ein Gesätz zum Hineinfinden, um dann vor einem nächsten Gesätz das Gute und Schöne des Tages zu sammeln. Oft müssen wir als Eltern etwas nachhelfen, aber dann kommen das Geschenk der Sonne, die gelungene Schularbeit, die gute Freundin und der Kaffee. Es ist uns wichtig, die Dinge ausdrücklich zu benennen, denn so oft nehmen wir das Gute als selbstverständlich und das Negative scheint so übermächtig groß. Ja, letztlich sind ja all diese Dinge Ausdruck der Güte und der vorsehenden Liebe Gottes. Und so werden wir durch diesen Schritt sehend und bemerken erst, wie viel uns eigentlich geschenkt ist.“

Tauschen Sie sich aus:

Fällt es mir schwer, mit dir über den Glauben zu reden? Welche Bedeutung haben Glaube und Gebet für mich? Was schätze ich an meinem Glauben?
Wie habe ich in meiner Familie Glaube und Gebet erlebt? Wurde in meiner Familie gebetet? Haben wir in der Heiligen Schrift gelesen? Wie wurden Weihnachten, Ostern und andere kirchliche Feste gefeiert?
Welche Bedeutung soll dieser Bereich für unsere Beziehung haben? Wie wollen wir unsere Kinder im Glauben erziehen? Wie könnte ein nächster Schritt aussehen?

Ing. Stefan Lebesmühlbacher, Referat für Ehe und Familie und ICF

verantwortlich für: www.fitfuerehe.com sowie tobiasundsarah.seligpreisungen.at