Erinnern
Kein anderer Monat lädt so sehr zum Verweilen und Erinnern ein wie der November. Schon an seinem Beginn feiern wir Allerheiligen und Allerseelen – wir gedenken unserer Lieben, also jener, die uns schon zum Herrn vorausgegangen sind. Erinnerung erhält die Verbundenheit.
Das Erinnern selbst ist ein Kunstwerk aus vielen Mosaiksteinchen, denn was unser Gehirn leistet, wenn Erinnerungen abgespeichert, archiviert und dann wieder abgerufen werden, ist ein faszinierendes und komplexes Zusammenspiel verschiedenster Hirnregionen.
„Die größte Schatzkammer, die wir haben, ist die Erinnerung.“ Othmar Capellmann
Wir erinnern uns an Situationen, an Gesichter, an Gerüche und an Gefühle. Manche Erinnerungen scheinen uns so lebhaft, als wären sie vor kurzem vergangen und andere verblassen mit der Zeit. Sie wecken Gefühle in uns, wenn wir sie zulassen und sind Teil unserer Geschichte. Erinnerungen lassen uns verstehen, warum wir so sind, wie wir sind.
Quer durch alle Kulturen und Zeiten hatte der Mensch von je her das Bestreben, sich Hilfestellungen zu machen, um sich besser zu erinnern:
Höhlenmalereien, Zeichen und Symbole, das Weitererzählen der Geschichten und schließlich die Schrift. Alles dient dem Erinnern, einem Vorgang, der in uns zuinnerst verankert ist.
Nehmen wir uns diesen Monat einmal bewusst Zeit und vielleicht ein Hilfsmittel zur Hand (das kann ein Buch, ein Brief, ein Bild, ein Symbol sein, was auch immer) und begeben wir uns auf eine kurze Zeitreise, an einen Ort, an dem wir unbeschwert von Herzen lachen konnten – dies ist ein Heilmittel gegen alle Tristesse der Gegenwart.
Buchempfehlungen
Mehrere Jahre musste der österreichische Psychologe Viktor E. Frankl, Begründer der Logotherapie, in deutschen Konzentrationslagern verbringen. Doch trotz all des Leids, das er dort sah und erlebte, kam er zu dem Schluss, dass es selbst an den Orten der größten Unmenschlichkeit möglich ist, einen Sinn im Leben zu sehen. Seine Erinnerungen, die er in diesem Buch festhielt und die über Jahrzehnte Millionen von Menschen bewegten, sollen Kraft zum Leben geben.