Aus den Familien heraus entsteht die Zukunft der Völker

 

Auszüge aus der Predigt von Papst Leo XIV vom 1. Juni 2025, wo er auf dem Petersplatz den  Gottesdienst zur Heilig-Jahr-Feier der Familien, Kinder, Großeltern und Senioren gehalten hat.

 Was sagt Papst Leo über die Familien? Er spricht:

„Meine Lieben, wir haben das Leben geschenkt bekommen, bevor wir danach verlangten. Papst Franziskus sagte: »Alle Menschen sind Söhne du Töchter, doch niemand von uns hat die Entscheidung getroffen, auf die Welt zu kommen« (Angelus, 1. Januar 2025). Und nicht nur das. Sobald wir geboren wurden, waren wir, um leben zu können, auf andere angewiesen, allein hätten wir es nicht geschafft: Es war jemand anderes, der uns gerettet hat, indem er sich unser angenommen hat, um unseren Körper wie um unseren Geist. Wir alle leben also dank einer Beziehung, d. h. einer freien und befreienden Bindung der Menschlichkeit und der gegenseitigen Fürsorge.

 

Wir sind hier, um eins zu sein. Verschieden und doch eins

Das möchten wir der Welt verkünden: Wir sind hier, um eins zu sein, wie der Herr es möchte, in unseren Familien und dort, wo wir leben, arbeiten und studieren: verschieden und doch eins, viele und doch eins, immer, in jeder Lebenslage und in jedem Lebensalter.

 Meine Lieben, wenn wir uns so lieben, werden wir für alle in der Gesellschaft und in der Welt zu einem Zeichen des Friedens. Und vergessen wir nicht: Aus den Familien heraus entsteht die Zukunft der Völker.

 Die Welt von heute braucht den Bund der Ehe,
um die Liebe Gottes zu erkennen und anzunehmen


In den letzten Jahrzehnten haben wir ein Zeichen erhalten, das uns mit Freude erfüllt und zugleich zum Nachdenken anregt: Ich meine damit die Ehepaare, die selig- und heiliggesprochen wurden, und zwar nicht getrennt, sondern gemeinsam, als Ehepaare. Ich denke etwa an Louis und Zélie Martin, die Eltern der heiligen Theresia vom Kinde Jesus. Ich möchte auch an die seligen Luigi und Maria Beltrame Quattrocchi erinnern, die als Familie im letzten Jahrhundert hier in Rom lebten. Und vergessen wir nicht die polnische Familie Ulma: Eltern und Kinder, vereint in der Liebe und im Martyrium. Ich sagte, dass dies ein Zeichen ist, das zum Nachdenken anregt. Ja, indem uns die Kirche diese Ehepaare als vorbildliche Zeugen vor Augen stellt, sagt sie uns, dass die Welt von heute den Bund der Ehe braucht, um die Liebe Gottes zu erkennen und anzunehmen und um mit seiner einigenden und versöhnenden Kraft jene Mächte zu überwinden, die Beziehungen und Gesellschaften zersetzen.

Die Ehe ist kein Ideal, sondern der Maßstab
für die wahre Liebe zwischen Mann und Frau

Deshalb sage ich mit einem Herzen voller Dankbarkeit und Hoffnung zu euch Eheleuten: Die Ehe ist kein Ideal, sondern der Maßstab für die wahre Liebe zwischen Mann und Frau: einer Liebe, die ungeteilt, treu und fruchtbar ist (vgl. PAUL VI., Enzyklika Humanae vitae, 9). Diese Liebe lässt euch ein Fleisch werden und befähigt euch, nach dem Bild Gottes Leben zu schenken. Deshalb ermutige ich euch, für eure Kinder kohärente Vorbilder zu sein, indem ihr euch so verhaltet, wie ihr wollt, dass sie sich verhalten, indem ihr sie zur Freiheit durch Gehorsam erzieht und indem ihr stets das Gute in ihnen sucht wie auch nach Möglichkeiten, es zu fördern. Und ihr, Kinder, seid euren Eltern dankbar: „Danke“ zu sagen für das Geschenk des Lebens und für alles, was uns damit jeden Tag geschenkt wird, ist die erste Weise, um Vater und Mutter zu ehren (vgl. Ex 20,12). Schließlich bitte ich euch, liebe Großeltern und ältere Menschen, mit Weisheit und Mitgefühl, mit der Demut und der Geduld, die die Jahre lehren, über diejenigen zu wachen, die ihr liebt.

 

Die Familie ist ein besonderer Ort der Begegnung mit Jesus,
der uns liebt und immer unser Wohl im Sinn hat.

 

In der Familie wird der Glaube zusammen mit dem Leben von Generation zu Generation weitergegeben: Er wird wie das Essen am Tisch und die Zuneigung des Herzens geteilt. Das macht die Familie zu einem besonderen Ort der Begegnung mit Jesus, der uns liebt und immer unser Wohl im Sinn hat.

Und ich möchte noch eines hinzufügen. Das Gebet des Sohnes Gottes, das uns auf unserem Weg Hoffnung schenkt, erinnert uns auch daran, dass wir eines Tages alle uno unum sein werden (vgl. HL. AUGUSTINUS, Sermo super Ps. 127): eins in dem einzigen Erlöser, umfangen von der ewigen Liebe Gottes. Nicht nur wir, sondern auch die Papas und Mamas, die Großmütter und Großväter, die Brüder, die Schwestern und die Kinder, die uns bereits in sein ewiges österliches Licht vorausgegangen sind und deren Gegenwart wir hier zusammen mit uns bei dieser Feier spüren.“