Sich Finden im Schenken

„Der Mensch, der auf Erden die einzige von Gott um ihrer selbst willen gewollte Kreatur ist, findet sich selbst nur durch die aufrichtige Hingabe seiner selbst“
(GS, 24,3)

Es klingt zunächst paradox, dass ich mich bzw. zu mir finde, indem ich mich an eine andere Person verschenke. Steht nicht das Ich im Zentrum der Selbstfindung und Selbstverwirklichung?
Hannah Arendt schreibt in ihrem philosophischen Hauptwerk, „Vita activa oder vom tätigen Leben“, dass sich das Menschsein über das Sprechen und Handeln offenbart.
Ein Tier kann sich zwar auch auf unterschiedliche Weise seinen Artgenossen mitteilen, aber ich bezweifle stark, dass sich der hungrige Löwe mit der Antilope auf eine Verhandlung einlässt. Auch wenn Tiere noch so intelligent sein mögen, sie folgen ihrem Instinkt. Der Mensch hingegen besitzt die Fähigkeit zu handeln. Es ist wirklich total faszinierend! Wusstest du, dass wir Menschen täglich etwa 20.000 Entscheidungen treffen?

Zum Selbstbesitz fähig

Dadurch, dass der Mensch nicht seinen Trieben ausgeliefert bzw. unterworfen ist, sondern in Freiheit entscheiden und bewusst handeln kann, ist er zum Selbstbesitz fähig. Wir werden nicht von unseren Leidenschaften besessen, sondern wir besitzen sie. Das bedeutet Selbstbeherrschung oder auch, dass wir fähig sind, Tugenden zu etablieren. Wer sich selbst besitzt, kann sich auch verschenken.

Der Mensch ist auf das Du hingeordnet

Die Beziehung zum Du hilft dem Menschen sich selbst besser zu verstehen. Kennst du das in deinem eigenen Leben? Ich darf im Alltag immer wieder erfahren, dass ich in engen Beziehungen meine eigenen Prägungen und Bedürfnisse wahrnehme. Das hilft mir darüber zu reflektieren, mich anzunehmen, aber auch gewisse Dinge, die nicht gut sind, zu ändern.

Sehnsucht nach Liebe

Unsere größte Sehnsucht ist, zu lieben oder geliebt zu werden. Dabei geht es keineswegs nur um eine affektive Liebe, sondern um eine bewusste Entscheidung, unabhängig vom Gefühl. Es geht um eine sich verschenkende, hingebende und selbstlose Liebe. Wer von uns möchte nur auf Probe lieben oder geliebt werden? Wohl niemand, denn verschenkte Liebe kann ich nicht rückgängig machen.
Jesus hat uns gezeigt, was wahre Liebe ist. In all seinem Tun hat er sich in Liebe hingegeben und aufrichtig verschenkt. Sogar sein Leben am Kreuz gab er für mich und dich, für seine Braut, die Kirche, hin.

„Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt“ (Joh. 15,13)

Teresa Rabensteiner, Praktikantin im Referat für Ehe und Familie